www.ts-inside.de

Dokumentarfilm mit Fa. Hoffmann & Sohn, Niedersachswerfen (Nazideutschland, KZ Mittelbau-Dora)

Het Grote Verzwijgen (Dokumentarfilm Niederlande)

Das Große Schweigen- ein berührender Dokumentarfilm aus den Niederlanden, der auch Aspekte der Geschichte von Niedersachswerfen  dramatisiert.

Extra nach Niedersachswerfen war Sie gereist, ihre Film-Crew mit Sander Snoep dabei …
Marieke van der Winden ging in Recherchen teils Ihrer Familiengeschichte nach. Die hatte zurzeit Nazideutschlands auch mit Niedersachswerfen zu tun, was auch zu tieferen Recherchen zur Sachswerfer Firma Hoffmann& Sohn führte.
Im Zentrum Ihrer Dokumentation steht aber die Frage, warum in der Familie zu Geschehnissen, Aktivitäten und dem Leben bis 1945 geschwiegen worden ist. Ob Ihr Großvater etwa in NS-Verbrechen verstrickt war, gar zum Täter wurde? Etwa im KZ Mittelbau-Dora?

Am 09. April 2022 hat die Dokumentation in Den Haag Premiere- Festival: „Movies that Matter“: Erst bei der Beerdigung ihrer Mutter erfuhr Marieke, dass ihr Großvater und ihre Großmutter, die sie als ganz normale Großeltern kannte, Mitglieder der NSB gewesen waren. NSB war die NS-Bewegung in den Niederlanden, geächtet und gehasst bis heute.  
Der Rest der Familie möchte nicht mit dieser schlimmen Vergangenheit in Verbindung gebracht werden. Kein Wunder: Ihre Vorfahren, die aus einer so netten und unkomplizierten Familie aus dem Amsterdamer Jordaan stammen, scheinen alle mit den Nazis zusammengearbeitet zu haben.

Marieke van der Winden geht mutig und schonungslos in der Doku Ihrer Familiengeschichte nach und legt diese offen. Es wird eine ernüchternde Entdeckungsreise, bei der sich nicht nur Marieke selbst, die gelegentlich von ihrem Mann/Kameramann Sander Snoep befragt wird, angesichts der Enthüllungen sehr verwundbar fühlt. In einigen unangenehmen Szenen werden sie und ihre Gesprächspartner durch Fakten, die sie aus Kriegsarchiven ausgegraben hat, gezwungen, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen.

Ihr Großvater war bis 1945 in Niedersachswerfen tätig, nahe dem international als Tatort des Grauens der NS-Zwangsarbeit bekannten KZ Mittelbau. Inwieweit war Ihr Großvater verstrickt?
Er wirkte für die Firma Hoffmann & Sohn, einer Firma aus Niedersachswerfen, die für die Rüstung in Nazideutschland zu einem wichtigen Technologieanbieter und Dienstleister avancierte.
In Niedersachwerfen, in dem Zwangsarbeiter, Häftlinge und Fremdarbeiter nicht nur gegenwärtig waren, sondern das Ortsbild jahrelang beherrschten.

Ja, Niedersachswerfen kann als ein NS-Vorzeigeort gelten, es entwickelten sich ganze Ortsteile neu, in vielfältiger Weise profitierte die Ortschaft vom Rüstungsgeschehen, andererseits gab es Einschränkungen, weil der Ort teils direkt an die durch SS bewachte, geheimen Rüstungsvorhaben grenzte. Es galt ein strenges Regime, Kontakte zu Zwangsarbeiten und Häftlingen waren streng verboten. Für die Fremdarbeiter gab es Tanzabende auf dem Mühlberg ...
Aus der Recherche und Diskussion mit Marieke van der Winden konnte der Bezug zu den Rüstungsvorhaben im Kohnstein hergestellt werden, in die auch die Techniker der Fa. Hoffmann & Sohn (Niedersachswerfen) tief eingebunden waren. Also auch Ihr Großvater …

 

Het Grote Verzwijgen


Regie/Drehbuch: Marieke van der Winden

Fa. Hoffmann & Sohn, Niedersachswerfen

Christian Wilhelm Hoffmann gründete vermutlich 1853 eine Schmiede in Niedersachswerfen. Diese wurde später von seinem Sohn Karl August Hoffman, zu einem Metallbetrieb ausgebaut. Später führte das Unternehmen die Firmierung KHS „Karl Hoffmann & Sohn“ - Maschinen und Apparatebau / Kältemaschinen. Die Bedeutung für die Rüstungsvorhaben (Duraluminium-Konditionierung, u.a.m.) und die Einbindung der Firma in Vorhaben des Mittelwerks und der Nordwerke AG (Junkers) führte zur Inanspruchnahme der Firma und der direkten Eingliederung in die Mittelwerk GmbH. Nach 1945 wurde Hoffmann & Sohn nochmal enteignet. Daraus entstand dann auch die KTN Kältetechnik Niedersachswerfen (DDR), die dereinst bei 1000 Beschäftigten stand.
Nach der Wende abgewickelt, ist diese Firma nicht mehr existent.

Schicksal des Häftlings van den Berg

Die Recherche zu dem Film brachte auch Details ans Licht, die Häftlinge des KZ Mittelbau-Dora betreffen, so auch zum Häftling van den Berg. Dieser war u.a. in den Holzwerkstätten der Mittelwerk GmbH beschäftigt und nutzte einen Fluchtplan. Häftlinge wurden in vielen Bereichen und unter teils grauenhaften Bedingungen zur Zwangsarbeit gezwungen.
Tragisch: Die SS vereitelte den Erfolg der Flucht, van den Berg wurde „auf der Flucht“ erschossen.

Tim Schäfer – V 28 03 2022