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Das Riesenhaupt von Niedersachswerfen/Harztor (1187) - Sigwards germanische Veste?
Ein Denkmal, welches den Ort bestimmt und die Grafschaft Klettenberg und das Kloster Walkenried einbezieht?

von Tim Schäfer (V.27 03 2021)

 

Das Riesenhaupt liegt mitten in der Ortschaft Niedersachswerfen.

Vor sehr vielen Jahrhunderten entstand dieser offenbar durch Menschenhände künstlich aufgeworfene Hügel. Ein Aufwurf oder Hügel, der wohl schon in altheidnischer Zeit eine Kultus- und Gerichtsstätte gewesen ist, auf der Opfer dargebracht worden sein sollen. So habe ich es schon als Kind fasziniert gelernt. Oder ist es schlicht eine Art Fels, der der Erosion standhielt?
Historische Quellen behaupten auch das. Das Riesenhaupt, heute mitten in Niedersachwerfen gelegen, ist sagenhaft. Galt als alte Richtstätte. Ob das aber der Ursprung dieses Hügels ist?  Dieser Frage  gehe ich in diesem Beitrag nach. Ich entwerfe eine Version, die sich auf alte Quellen und Überlieferungen stützt und die Bedeutung alter Sprache einbezieht, die uns heute völlig fremd ist. Darin finden sich Hinweise auf eine frühe Befestigungsanlage, eine Art frühe Burg?

Die Sage vom Riesenhaupt

Einer meiner Lehrer, Herr Trautmann, schrieb auch diese Sage vom Riesenhaupt auf, um es nachfolgenden Generationen zu überliefern.
Das Riesenhaupt (alt Rievenhaupt) sei ein interessanter Gerichtsplatz in Niedersachwerfen gewesen. Der Name Rie(v)wenhaupt stamme von einem Riesen (Riewe wie Rübezahl und Reifenstein), schrieb Karl Meyer in der Nordhäuser Zeitung vom 19. Okt. 1909.

Die Volkssage erzählt, der Hügel sei dadurch entstanden, dass in grauer Vorzeit ein Riese, der durch das Land geschlendert war, hier seine Schuhe ausgezogen und ausgeschüttelt habe. Weil er gespürt hat, dass in denselben einige Sandkörner drückten. Die aus den Schuhen ausgeschüttelte Erde bildete den Hügel des Riesenhauptes. Die Sandkörner sollen die auf dem Hügel liegenden Steine gewesen sein…
Die Sage vom Riesen und dem Riesenhaupt ist gewiss märchenhaft schön, bestimmt eine Folge der Christianisierung für die Bewohner entworfen, die einen kleinen Kern hat, dem Rieven, der eine besondere Beziehung zu diesem Hügel gehabt haben muss.

Quellen von 1187 -Die Herren von Sachswerfen


Erwähnt wird nach den uns zugänglichen Quellen das Riesenhaupt bereits 1187, zugeordnet den Herren von Sachswerfen. Hier fand offenbar ein Landding statt. Nun das wirft Fragen auf.
Zunächst zum Landding, gemäß dem Frühneuhochdeutschem Wörterbuch handelt es sich dabei um ein landesherrliches Gericht, eine Gerichtsversammlung in einem Rechtsbezirk. Niedersachswerfen selbst beruft sich bisher auf eine erste Benennung im Jahr 1208, feierte 2008 den 800. Geburtstag. Offenbar ist Sachswerfen offensichtlich älter? Diese Frage muss nicht mit dem Riesenhaupt zusammenhängen, schließlich befand es sich noch um 1920 quasi außerhalb der eigentlichen Ortschaftsbebauung.

Möglicherwiese ist das Riesenhaupt ein Gründungs- oder Grenzpunkt für die Ortschaft oder von „Saxwerffen“, historisch werden diverse Schreibweisen für den Ort verwendet. Oft wird auch eine Art kleine Burg oder Befestigung damit verbunden, eine Motte. Gemäß einer alten Namensdeutung ist Rieve eine niederdeutsch -friesisch Kurzform zu Riever(s), Riewerts (niederdeutsch): entspricht Sievers, Siewerts: Rikward wie Sigward.
Nun, dies lässt hin weislich bewertet,  ggf. auf einen Vertreter der ursprünglichen  Germanen schließen. Oder mit einem Ereignisort, vielleicht fanden hier kriegerische Handlungen in der Vorzeit statt, die uns heute unbekannt sind. Lag das heutige Gebiet von Niedersachswerfen an einem Grenzgebiet, welches geschützt worden ist? 

Ein germanisches Fürstentum, welches bis in die Gegend des heutigen Bad Sachsa reichte? In der Literatur finden sich Hinweise auf Begräbnisstätten, die heidnisch dann auch mit Dämonen oder Gottheiten in Verbindung gebracht worden sind und später als Gerichtsorte oder Opferorte dienten. Heute sagen wir Riesenhaupt, viel früher war die Bezeichnung ja eher Riewenheiwet oder Riewenhaupt. Kam Sigward, der Gründer Niedersachwerfens, hier zu Tode? Vielleicht, bezogen auf die oben genannte Sage, war es Sigward, der hier seine Schuhe letztmalig ausgezogen bekam? Schließlich haben solche Sagen ein Körnchen Wahrheit und ganz sicher muss der Gründer von Niedersachwerfen ein echter Riese gewesen sein, oder?

Jedenfalls. Es gab die „von Sachswerfen“ über Jahrhunderte hinweg tatsächlich, die im Schild das achtspeichige Rad führten, welches noch heute im Wappen von Niedersachswerfen auftaucht. Dieses Geschlecht hatte seinen Sitz lange in Obersachswerfen, aber Niedersachswerfen gehörte demnach zweifellos dazu. Eine Zuordnung, die uns weiterbringt, ist die Zuordnung zur alten Grafschaft Klettenberg.

Hinweis: Jetzt, im Sommer 2022, habe ich neue Verweise und Quellen gefunden, die derzeit auf Ihre Einschlägigkeit geprüft werden. Auch die Auffindung des alten Sachswerfer Siegels, vgl. Presse, ist ein Ansatz, der uns in der Frage der Datierung und Begründung von (Nieder-) Sachswerfen deutlich weiterbringt, eben belegt(er) ist.

Was hat Sachswerfen mit Klettenberg und dem Kloster Walkenried zu tun? Welche Hinweise gibt es zum Bestand des Ortes, dazu folgt in Kürze ein weiterer Beitrag. Gibt es gar direkte Beziehungen zum Kloster Walkenried als ältester Teil des UNESCO Weltkulturerbes Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft?