>1400 Jahre Sachswerfen?
Eintracht und Freiheit & Spuren des UNESCO Welterbes Kloster Walkenried.
von Tim Schäfer, Niedersachswerfen (V.25 07 22)
In freundlicher Erinnerung an Manfred Bornemann, Hilmar Römer und Günter Trautmann.
Dokumentierte oder bisher bekannte historische Spuren zu Sachswerfen reichen über 1400 Jahre zurück.
Die Heimatforschung versuchte lange diese einzuordnen. Auch die Ortschronisten Trautmann und Römer sowie der Heimatforscher Bornemann vermuteten durchweg, dass Niedersachswerfen viel älter sein muss als die als offizielle, angenommene Gründung anno 1208. Jüngst gefundene Quellen zu einem adligen Geschlecht „von Sachswerfen“, deren Vertreter uns über mehrere hundert Jahre begegnen, weisen in eine Richtung. Denn diese waren seinerzeit Getreue der Grafschaft Klettenberg und es erschließen sich im Kontext Erkenntnisse, die hier ff. skizziert werden sollen.
Dem vorangestellt sei: Die KiBa (Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland) aus Hannover notiert zur Kirche St. Johannis-Pauli von Niedersachswerfen, dass der Ortsname Sachswerfen bereits 531 aufgekommen sei, also nach oder um das Ende des alten Thüringer Reiches herum.
Auch zu Fulda (Bonifatius) – Gründung St. Johannis und Bischofsrode, Glockenstein sowie „das Höfchen“ – vgl. Stolberg, auch K. Meyer und TLDA. Dort findet sich auch der Name.
Im Codex Eberhardi unter Nr. 243 des karolingischen Thüringen-Cartulars: Hadabrant überträgt dem heiligen Bonifatius (Kloster Fulda) seine Güter in den Dörfern Sachswerfen und Gudersleben mit Hörningen ( Abt Hraban 822- 842).
Diese Quelle steht nicht allein, auch Walter Müller oder Hoffmann in „Der Harz“ liegen beieinander. Hoffmann schreibt: „So ist es …jener Hadabrant…, der im 9. Jahrhundert seine Güter in Sahswirpen ...übereignete. Südlich von diesem Sachwerfen lag benachbart Criemhilterot = Crimderode...“.
Der Ortsname selbst gilt als rätselhaft. Oft wird er als „Ort an dem Aufwurf zur Sachsengrenze“ gedeutet. Hier sei ein Aufwurf gegen diese gegeben gewesen (Werneburg). H. Walter ging davon aus, dass es eine Zuordnung zu einem Bach gegeben hat, ein „von Sachsen bewohntes Bachtal“, welches an einem Wurf, Hügel oder einer Erhebung, auch Felsen liegt. Aber es soll eben kein Bezug zu den Sachsen selbst im Namen begründet sein (vgl. Ohainski-Udolph, MDR), vielmehr stützen diese Experten den Bezug zum Steinbach (urgermanisch: sahs), den Jellinghaus (bei Förstemann) anführt.
Eine weitere Variante sollte dennoch nicht ausgeblendet bleiben. Demzufolge wäre es eine Art Ereignis, welches hier sich zugetragen haben könnte, es muss nicht zwingend mit einer Auseinandersetzung zu tun gehabt haben, sozusagen sich in einer Weise mit einem sprichwörtlichen „großen Wurf“ verbindet. Nun, womöglich auch auf sozio-kulturellem Gebiet, eventuell in der Landwirtschaft?
Bronzezeitliche Siedlungen und Spuren auf dem Kohnstein (Wallburgen, Faciusgraben) usw. sind nachgewiesen, einen Bezug zum Namen Niedersachswerfen ist davon eher nicht gegeben. Bornemann (und auch Walter Müller & Silberborth) hat in seinem Beitrag „Land zwischen Himmel und Hölle“ eine Karte zum sächsischen Siedlungsraum im 09. Jahrhundert beigefügt:
Zeichnung Manfred Bornemann: Beiträge zur Heimatkunde aus Stadt und Kreis Nordhausen, Heft 22/1997, Seite 10
In einer Kopie aus dem 12. Jahrhundert (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen) ist „in villa Sahswirphen“ dagegen bereits ab 780 verzeichnet.
Theoderich von Sachswerfen (UBW Nr.2) bezeugt 1127 zur Stiftung des Kloster Walkenried. Mit Thiederico de Saswerpe begegnet uns weiterführend aktenkundig ein weiterer Vertreter des vorbenannten Adelsgeschlechtes 1191, die Spuren des Geschlechts reichen über mehrere Jahrhunderte. Dieses hatte offenbar in Obersachswerfen temporär seinen Sitz, zu dem aber das heutige Niedersachswerfen ebenso gehörte.
Ein Siegel dazu ist bekannt. Es führt das achtspeichige Rad, welches auch heute im Wappen der Gemeinde Niedersachswerfen enthalten ist. Nur ging offenbar die Bedeutung dazu über mehr als 10 Jahrhunderte verloren. Es sei ein Bezug zu Fulda gegeben, tatsächlich finden sich o.a. Nachweise dafür.
Abb.: Siegel des Werner(us) von Sachswerfen
Ob das „Glevenrad“ in seiner Bedeutung ggf. auf urgermanische Gottheiten zurückgeht? Historische Quellen (vgl. auch Hofmann, Rerum sive Antiquitatum Walkenredensium Libri) verweisen auf den Crodo, das Rad symbolisierte Eintracht und Freiheit, mglw. dies in alter Zeit also für Sachswerfen stand.
Hoche (Vollständige Geschichte der Grafschaft Hohenstein, VIII. Kapitel) beschreibt die Vorbereitungen für das Kloster Walkenried. U.a. führt er auf, dass auch Sachswerfen, neben Woffleben, zu den ursprünglichen Gütern gehörte, das Kloster selbst sei nach Stiftung (1125 ff.) im Jahre 1137, zum zweiten Male, eingeweiht. Offenbar wurden die Güter Sachswerfen aber alsbald weiter veräußert.
Das finden wir so auch bei Lesser (Bd.5 FCL Stiftung, Dr. Kuhlbrodt, Nordhausen).
Adelheid (Walkenried) Gräfin Adelheid von Klettenberg, geborene Gräfin von Lindenbach (* um 1085; † um 1135), erwähnt zwischen 1107 und 1134, gilt uns heute als die Stifterin des Klosters Walkenried. Der spätere deutsche Kaiser Lothar III. bestätigt die Klosterstiftung Walkenrieds 1132. Für anno 1140 (§37, S. 419 in Neuenhahn) wird der Besitz der Freien Reichs-Abtei Walkenried in Niedersachswerfen noch bestätigt: „Das Gut in Sachs-Werff Diß Dorff lieget zwischen Northausen und Closter Ilfeld…“.
Diese Güter und Ortschaft von Sachswerfen orientalis oder – inferior lagen wohl im Bereich um den heutigen Sandplatz, im Schutze des Mühlberges.
1178 fand auf dem heute so bezeichneten Riesenhaupt ein Landding statt (Mascher), heute befindet sich diese uralte Motte (TLDA, Grimm) und Gerichtsort, den Herren von Sachswerfen zugeordnet, mitten in der Ortschaft von Niedersachswerfen gelegen.
Der Autor möchte erhellend noch darauf hinweisen, dass insbesondere der Bezug auf Walkenried exklusiver Natur ist. Adelheid von Walkenried und das Kloster – Spuren des UNESCO Weltkulturerbe führen temporär somit in Güter und die Kirche von Niedersachswerfen, heute zugehörig dem Freistaat Thüringen, der Gemeinde Harztor.
Thüringer Allgemeine - 30.07.2022 Wie alt ist Niedersachsewerfen?